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Bela B über Wodka, weibliche Fans und sein spezielles Verhältnis zur Polizei



Interview

„Es wird immer krasser mit den Frauen“

Fühlt sich manchmal wie eine Boyband: Bela B macht als Rock ’n’ Roller die Ladys verrückt

Deutschlands wohl bekanntester Schlagzeuger, Bela B, fühlt sich im Berliner Ramones-Museum wie zu Hause. Er ist ja auch ständig hier: An der Wand zwischen Unterschriften von Pearl Jam und Billy Talent hängt auch ein Foto des Die-Ärzte-Taktgebers, der uns erst mal mitteilt, dass er auf unserer März- Titelschönheit Miriam Gössner neulich ein Autogramm gegeben habe – also der Ausgabe, nicht Miriam – ist klar. Noch schnell eine Limonade aus dem Kühlschrank geholt – „für ein Feierabendbier ist es schon zu spät“ – let’s talk.

 

Playboy: Wo wir schon mal hier sind – was verbinden Sie mit den Ramones?

Bela B: Die sind für mich eine der wichtigsten Bands, die je existiert haben. Sie haben wie keine andere Punkband dieses Das-kannst-du-auch-Ding verkörpert. Gerade anfangs waren ihre Songs so simplifiziert und deshalb auch so bedrohlich. In „I Don’t Care“, meinem ersten Lieblingslied der Ramones, singen sie: „I don’t care about this world, I don’t care about this girl, I don’t care“, das war der ganze Text.

Playboy: Reden wir über Ihr neues Album „bye“: Wie wird man vom Punk zum Country-Musiker?

Bela B: Country ist es ja doch nicht ganz geworden. Ich habe eigentlich dasselbe gemacht wie immer, mir aber die Punk- Roots-Rockband Smokestack Lightnin‘ dazugeholt. Die Idee war, dass sie meine Songs mit Surfgitarren versehen und in ihrem Stil umarrangieren. Mit Peta Devlin habe ich mir dann noch eine der musikalischsten Frauen geangelt, die ich je getroffen habe. Ich wollte erst nur ein Duett mit ihr singen, aber dann war ich so begeistert, dass ich sie in die Band geholt habe.

Playboy: Woher kommt Ihre Vorliebe für Duette?

Bela B: Daran sind Lee Hazlewood und Nancy Sinatra schuld. Solche Duette haben mich schon früher wahnsinnig begeistert. Ich mochte immer diese Las-Vegas-artige, glamouröse Musik jenseits des Rock ’n’ Roll. Und irgendwann in den 90ern habe ich dann für einen Film ein Duett mit Heike Makatsch aufgenommen. An einigen Frauen bin ich noch dran, Joan Jett zum Beispiel, aber das ist eine traurige Geschichte.

Playboy: Warum das?

Bela B: Ich habe sehr, sehr lange gebaggert, um sie zu einem Duett zu überreden, weil ich sie wirklich verehre. Dann hat ihr ein Freund von mir, ich sage mal, sanfte Wohlfühldrogen besorgt und ihr von mir erzählt. Sie hat mich dann gegoogelt, und er hat mich parallel angerufen und gesagt, Joan Jett googelt dich gerade. Sie wollte aber nicht mit mir sprechen, weil sie stoned war. Und jetzt zu dieser Platte hat mich dieser Freund angerufen und gesagt, ich könnte hier was klarmachen ...

Playboy: ... klingt doch gut ...

Bela B: ... allerdings war die Platte zu diesem Zeitpunkt schon fertig. Ich habe ihr dann geschrieben, dass das einer meiner größten Träume sei, ich es jetzt aber nicht mehr machen kann. Aber es wäre toll, wenn sie mir einen Einzähler machen würde für ein Lied. Daraufhin kam keine Antwort mehr. Vielleicht habe ich da einen Riesenfehler gemacht, ich weiß nicht. Ich versuche es einfach in zwei Jahren noch mal.

Playboy: Auf Ihrem neuen Album spielt Tabubruch keine große Rolle. Ist das in Zeiten von Porno-Rap und Dschungelcamp eine Art Gegenrevolution?

Bela B: Das sind doch alles keine großen Aufreger mehr. Selbst intellektuelle Feuilleton-Leser schauen sich den neuesten Horrorfilm im Kino an und sehen darin soziologische Tiefe. Und mit Porno kannst du auch keinen mehr schocken. Deshalb singe ich auf meinem Album auch lieber klare Sachen. 60 bis 80 Prozent meiner Lieblingssongs handeln sowieso von der Liebe. Das ist das Thema, zu dem einem immer wieder was einfällt.

Playboy: Kommen deshalb zu Ihren Konzerten mehr Frauen als zu den Ärzten?

Bela B: Das ist tatsächlich so. Ich habe letzten Herbst eine Testtour gemacht, in teilweise sehr kleine Clubs. Der Laden in Berlin war mit 900 Personen eigentlich zu groß und trotzdem innerhalb eines Tages ausverkauft. Normalerweise war das Publikum eine lustige Mischung aus einigen Mädchengesichtern, die ich aus den ersten Reihen der Ärzte-Konzerte kannte, und Leuten mit lichteren Haaren oder Rockabillys mit dicken Koteletten ...

Playboy: Und an diesem Abend?

Bela B: Da war alles anders. Ich komme auf die Bühne, und da waren nur Frauen! Es war ein 80- bis 90-prozentiger Frauenanteil. Unfassbar! So was habe ich noch nie erlebt, das kann man sich eigentlich nur bei einer Boyband vorstellen. Das war schon ganz schön abgefahren. Ich kam mir vor wie Bryan Ferry, der Sänger von Roxy Music. Ich dachte mir, ich werde immer älter, und es wird immer krasser mit den Frauen.

Playboy: Wie beweisen Fans ihre Hingabe?

Bela B: Es gab eine Gruppe von Frauen, die auf dieser kleinen Tour regelmäßig da waren. Die waren alle sehr chic gemacht. Ich gehe ja selber viel auf Konzerte, und da schaut man dann, dass man zum Beispiel Schuhwerk anhat, in dem man a) lange stehen kann und das b) schmutzig werden darf. Und dann stehen die da in Netzstrümpfen und High Heels, und man denkt, okay. Und ich kriege natürlich ständig Geschenke auf die Bühne gereicht.

Playboy: Bei den Ärzten gelten Sie ja als der Rock ’n’ Roller. In welcher Phase Ihres Lebens entsprachen Sie dem am ehesten?

Bela B: Die wildeste Zeit war natürlich in den 80er-Jahren. Da war mir vieles extrem egal. Ich konnte eine Flasche Whisky trinken und war trotzdem noch einsatzfähig. Und als die Ärzte sich auflösten, 1987/88, musste ich ein bisschen Verantwortung übernehmen, auch für meine neue Band. Aber als es die Ärzte wieder gab und der Erfolg unerwartet wiederkam, habe ich mich auch wieder gehenlassen und noch mal eine Renaissance erlebt. 2001 habe ich in einem Film in Russland mitgespielt und dort mit Russen gesoffen, die wahnsinnig viel vertragen haben. Ich habe genauso viel Wodka getrunken wie die und konnte danach noch meinen Text für den nächsten Tag lernen. Da habe ich gemerkt, Scheiße, da ist irgendwas nicht richtig. Der Schritt vom Spaß zur traurigen Gestalt ist relativ schnell getan. Es kann nicht jeder Lemmy sein.

Playboy: Mit 16 waren Sie kurzzeitig Polizeianwärter. Was haben Sie da gelernt?

Bela B: Das ist Ewigkeiten her, aber ich war wirklich erschüttert, wie dämlich der Unterricht teilweise war. Im Englischunterricht hat uns die Lehrerin den typischen Terroristen beschrieben: langer Vollbart, Palästinensertuch. Ich habe dann gesagt, wenn ein Terrorist so aussehen würde, dann könntet ihr die ja alle sofort verhaften. Die so: Häh? Ich habe nach zwei Wochen gekündigt. In dieser Zeit waren wir ein einziges Mal im Einsatz.

Playboy: Worum ging es da?

Bela B: Als der damalige französische Staatspräsident Giscard d’Estaing auf Staatsbesuch bei Helmut Kohl war, sind die durch Berlin gefahren und brauchten an den Gittern so Jubelperser, die applaudieren. Wir mussten dann da stehen und winken. Das war aber super, weil der Fahrer von Kohl und Giscard d’Estaing eine falsche Abzweigung genommen hatte und ich gar nicht in die Nähe von denen gekommen bin. Das war ein totales Chaos.

Playboy: Wie ist heute Ihr Verhältnis zur Polizei?

Bela B: Im Moment ist es wieder ein bisschen gestört durch dieses Gefahrengebiet, das die Polizei letztes Jahr in Hamburg völlig willkürlich eingerichtet hat. Das war eine wirklich misslungene Promo-Aktion der Polizei. Aber im Allgemeinen habe ich kein schlechtes Verhältnis zu Polizisten, auch mein Lieblingsspieler beim FC St. Pauli ist Kriminalkommissar. Vorletztes Jahr habe ich auf einem Festival ein Foto mit einer wahnsinnig schönen Polizistin gemacht und da erst gemerkt, wie erotisch Uniformen sein können. Wow!

Playboy: Und wie geht’s dem Punk heute?

Bela B: Es ist nicht mehr relevant, die Welt aus den Angeln zu heben und zu verändern. Punk ist inzwischen ein Klischee geworden, was mir aber manchmal ganz angenehm ist. Als wir auf Tour NOFX dabeihatten, hat sich deren Sänger Fat Mike während Shows ganz gezielt volllaufen lassen und dem Publikum Geld gegeben, wenn sie ihn mit vollen Bierbechern getroffen haben. Das ist schon irgendwie Punkrock. Anders als bei Greenday. Die haben Spaß und tolle Melodien, aber wenn einer vor 80.000 Leuten auf der Bühne den unangepassten Anarchisten mimt und danach in seinem Privatjet nach Hause fliegt, ist das kein Punkrock. Das haben die Ärzte auch nie gemacht. Unsere Anarchie bestand und besteht darin, unberechenbar zu sein.

 

Interview:: Tim Geyer



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