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Das fünfzehnte Kapitel - Drei Fragen hinter der Tür



 

Als Hagedorn mit den Baldriantropfen anrückte, saßen die drei einträchtig beisammen. Sie einte die Besorgnis, er könnte hinter ihr Geheimnis kommen.

»Tante Julchen ist auch da!« sagte er erfreut. »Sind die Koffer ausgepackt? Und wie gefällt Ihnen mein Freund Eduard?«

»Vorzüglich!« antwortete sie aus tiefster Seele.

»Eduard, hier sind die Tropfen«, meinte Hagedorn.

»Was für Tropfen?« fragte Schulze.

»Die Baldriantropfen natürlich!« erklärte Fritz. »Menschenskind, ich denke, du hast Magenschmerzen?«

»Ach richtig«, murmelte der andere, und dann mußte er wohl oder übel Baldriantropfen einnehmen. Mittels eines Kaffeelöffels. Hagedorn bestand darauf.

Hilde freute sich über die Gesichter, die ihr Vater schnitt. Tante Julchen, die nicht begriffen hatte, daß es sich um erfundene Magenschmerzen handelte, war schrecklich aufgeregt und wollte dem Kranken einen heißen Wickel machen. Schulze schwor, daß es ihm bereits viel, viel besser gehe.

»Das kennen wir!« sagte Tante Julchen mißtrauisch. »Das machen Sie immer so!«

Der Geheimrat und seine Tochter zuckten vor Schreck zusammen.

»Das machen sie immer so, die Männer!« fuhr die Tante geistesgegenwärtig fort. »Sie geben nie zu, daß ihnen etwas fehlt.«

Die Situation war gerettet. Frau Kunkels Gesicht grenzte an Größenwahn. So geschickt hatte sie sich noch nie aus der Affäre gezogen.

Ja, und dann kehrte Herr Kesselhuth von der vierten Skistunde zurück. Er hinkte aus Leibeskräften. Denn er war auf der Übungswiese versehentlich in den Graswander Toni hineingefahren.

Und beide waren, als unentwirrbarer Knäuel, in einem Wildbach gelandet.

Besonders tiefen Eindruck hatten dem grauhaarigen Skischüler die zahllosen ordinären Redensarten gemacht, mit denen er anschließend vom Herrn Anton Graswander belegt worden war. Sie waren auf keine Kuhhaut gegangen.

Onkel Polter erkundigte sich teilnahmsvoll, wie der Unglücksfall verlaufen war, und empfahl eine Firma, die den zerrissenen Sportanzug wieder ins Geschick bringen würde.

Kesselhuth sah sich suchend um.

»Herr Doktor Hagedorn sitzt in der Halle«, sagte der Portier.

Kesselhuth humpelte weiter. Er entdeckte den Tisch, an dem Schulze und Hagedorn saßen. Als er, nur noch wenige Schritte entfernt, sah, wer die beiden Frauen waren, begann er leise mit den Zähnen zu klappern. Er fuhr sich entsetzt über die Augen. Das war doch wohl nicht möglich!

Er blickte noch einmal hin. Dann wurde ihm übel. Er wäre für sein Leben gern im Boden versunken. Doch es gab weit und breit keine Versenkung. Er humpelte hinüber. Tante Julchen grinste schadenfroh.

»Was ist denn mit Ihnen geschehen?« fragte Schulze.

»Es ist nicht sehr gefährlich«, meinte Kesselhuth. »Es gab einen Zusammenstoß. Das ist alles. Ich habe aber das Gefühl, daß ich keinen Sport mehr treiben werde.«

Tante Julchen sah Herrn Hagedorn hypnotisch an.

»Wollen Sie uns nicht vorstellen?«

Der junge Mann machte die Herrschaften miteinander bekannt. Händedrücke wurden getauscht. Es ging sehr förmlich zu. Kesselhuth wagte nicht zu sprechen. Jede Bemerkung konnte grundverkehrt sein.

»Sie sind bestimmt der Herr, dem die Schiffahrtslinie gehört?« fragte Hilde.

»So ist es«, sagte Kesselhuth betreten.

»Was gehört ihm?« fragte Tante Julchen und hielt, als sei sie schwerhörig, eine Hand hinters Ohr.

»Eine Schiffahrtslinie«, meinte Herr Schulze streng. »Sogar eine sehr große Linie! Nicht wahr?«

Kesselhuth war nervös.

»Ich muß mich umziehen. Sonst hole ich mir den Schnupfen.« Er nieste dreimal. »Darf ich die Anwesenden bitten, nach dem Abendbrot in der Bar meine Gäste zu sein?«

»Genehmigt«, sagte Schulze. »Wir wollen sehen, wieviel Tante Julchen verträgt.«

Sie plusterte sich. »Ich trinke euch alle unter den Tisch. Als meine Schwester 1905 Hochzeit hatte, habe ich zwei Flaschen Johannisbeerwein ganz allein ausgetrunken.«

»Hoffentlich kriegen Sie Ihren Schwips diesmal etwas schneller«, meinte Kesselhuth, »sonst wird mir der Spaß zu teuer.«

Dann hinkte er zur Treppe. Er glich einer geschlagenen Armee.

Hagedorn verzehrte Hilde mittlerweile mit seinen Blicken. Plötzlich lachte er auf.

»Es ist zwar unwichtig, — aber ich weiß Ihren Familiennamen noch gar nicht.«

»Nein?« fragte sie. »Komisch, was? Stellen Sie sich vor: Ich heiße genau so wie Ihr Freund Eduard!«

»Eduard«, sagte der junge Mann, »wie heißt du? Ach so, entschuldige, ich glaube, bei mir ist heute ein Schräubchen locker. Sie heißen Schulze?«

»Seit wann siezt du mich denn wieder?« fragte Eduard.

»Er meint doch mich«, erklärte Hilde. »Es stimmt schon, Herr Doktor. Ich heiße genau wie Ihr Freund.«

»Nein, so ein Zufall!« rief Hagedorn.

»Schulze ist ein sehr verbreiteter Name«, bemerkte Eduard und musterte Hilde ärgerlich.

»Trotzdem, trotzdem«, meinte Fritz gefühlvoll. »Dieser Zufall berührt mich merkwürdig. Es ist, als stecke das Schicksal dahinter. Vielleicht seid ihr miteinander verwandt und wißt es gar nicht?«

An dieser Gesprächsstelle bekam Tante Julchen einen Erstickungsanfall und mußte von Fräulein Hildegard schleunigst aufs Zimmer transportiert werden. Auf der Treppe sagte sie erschöpft:

»Das ist die reinste Pferdekur. Konnten Sie sich denn keinen anderen Namen aussuchen?«

Hilde schüttelte energisch den Kopf.

»Ich konnte ihn nicht belügen. Daß ich genauso wie sein Freund Eduard heiße, ist doch wahr.«

»Wenn das mal gut geht«, sagte die Kunkel.

»Ist das Mädchen nicht wundervoll?« fragte Fritz.

»Doch«, meinte Eduard mürrisch.

»Hast du gesehen, daß sie, wenn sie lacht, ein Grübchen hat?«

»Ja.«

»Und in den Pupillen hat sie golden schimmernde Pünktchen.«

»Das ist mir an ihr noch nie aufgefallen«, sagte Schulze.

»Für wie alt hältst du sie eigentlich?«

»Im August wird sie einundzwanzig Jahre.«

Fritz lachte. »Laß deine Witze, Eduard! Aber ungefähr wird es schon stimmen. Findest du nicht auch, daß ich sie heiraten muß?«

»Na ja«, sagte Schulze. »Meinetwegen.« Er bemerkte endlich, daß er faselte, und nahm sich zusammen. »Vielleicht hat sie keinen Pfennig Geld«, warf er ein.

»Höchstwahrscheinlich sogar«, sagte Hagedorn. »Ich habe ja auch keins!

Ich werde sie morgen fragen, ob sie meine Frau werden will. Dann können wir uns umgehend verloben. Und sobald ich eine Anstellung gefunden habe, wird geheiratet. Willst du Trauzeuge sein?«

»Das ist doch selbstverständlich!« erklärte Schulze.

Hagedorn begann zu schwärmen.

»Ich bin wie neugeboren. Menschenskind, werde ich jetzt aber bei den Berliner Firmen herumlaufen! Ich werde sämtliche Generaldirektoren in Grund und Boden quatschen. Sie werden gar nicht auf die Idee kommen, mich hinauszuwerfen.«

»Vielleicht klappt es mit den Toblerwerken.«

»Wer weiß«, sagte Fritz skeptisch. »Mit Empfehlungen habe ich noch nie Glück gehabt. Nein, das machen wir anders. Wenn wir in Berlin sind, rücken wir dem ollen Tobler auf die Bude! Hast du 'ne Ahnung, wo er wohnt?«

»Irgendwo im Grunewald.«

»Die Adresse werden wir schon herauskriegen. Wir gehen ganz einfach hin, klingeln, schieben das Dienstmädchen beiseite, setzen uns in seine gute Stube und gehen nicht eher weg, bis er uns angestellt hat. Schlimmstenfalls übernachten wir dort. Ein paar Stullen nehmen wir mit. Ist das gut?«

»Eine grandiose Idee«, sagte Schulze. »Ich freue mich schon jetzt auf Toblers Gesicht. Wir zwei werden's dem ollen Knaben schon besorgen, was?«

»Worauf er sich verlassen kann!« bemerkte Hagedorn begeistert. »Herr Geheimrat — werden wir sagen — Sie besitzen zwar viele Millionen und verdienen jedes Jahr noch ein paar dazu, und somit ist es eigentlich überflüssig, daß zwei so talentierte Werbefachleute wie wir ausgerechnet zu Ihnen kommen.

Wir sollten lieber für Werke arbeiten, denen es schlecht geht, damit sie wieder auf die Beine kommen. Aber, Herr Geheimrat, keine Reklame ist so gut, daß sie nicht mit Kosten verbunden wäre. Wir Propagandisten sind Feldherren; aber unsre Armeen liegen, sauber gebündelt, in Ihrem Geldschrank. Ohne Truppen kann der beste Stratege keine Schlacht gewinnen.

Und Reklame ist Krieg! Es gilt, die Köpfe von Millionen Menschen zu erobern. Es gilt, diese Köpfe zum besetzten Gebiet zu machen, Herr Geheimrat Tobler! Man darf die Konkurrenz nicht erst auf dem Markt, man muß sie bereits im Gedankenkreis derer besiegen, die morgen kaufen wollen.

Wir Werbefachleute bringen es fertig, aus einem Verkaufsartikel, der dem freien Wettbewerb unterliegt, mit Hilfe der Psychologie einen Monopolartikel zu machen! Geben Sie uns Bewegungsfreiheit, Sire!«

Hagedorn holte Atem.

»Großartig!« meinte Schulze. »Bravo, bravo! Wenn uns der Tobler auch dann noch nicht engagiert, verdient er sein Glück überhaupt nicht.«

»Du sagst es«, erklärte Fritz pathetisch. »Aber so dämlich wird er ja nicht sein.«

Schulze zuckte zusammen.

»Vielleicht frag ich sie schon heute abend«, sagte Fritz entschlossen.

»Wen?«

»Hilde.«

»Was?«

»Ob sie meine Frau werden will.«

»Und wenn sie nicht will?«

»Auf diesen Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen«, sagte Hagedorn. Er war ehrlich erschrocken. »Mach mir keine Angst, Eduard!«

»Und wenn die Eltern nicht wollen?«

»Vielleicht hat sie keine mehr. Das wäre das bequemste.«

»Sei nicht so roh, Fritz! Na, und wenn der Bräutigam nicht will? Was dann?«

Hagedorn wurde blaß.

»Du bist übergeschnappt. Meine Hilde hat doch keinen Bräutigam!«

»Ich verstehe dich nicht«, sagte Schulze. »Warum soll so ein hübsches, kluges, lustiges Mädchen, das ein Grübchen hat und in der Iris goldne Pünktchen —, warum soll sie denn keinen Bräutigam haben? Meinst du, sie hat dich seit Jahren vorgeahnt?«

Fritz sprang auf.

»Ich bringe dich um! Aber zuvor gehe ich auf ihr Zimmer. Bleib sitzen, Eduard! Solltest du recht gehabt haben, werde ich dich nachher aufs Rad flechten. Besorge, bitte, inzwischen ein passendes Rad!«

Und dann rannte Doktor Hagedorn treppauf.

Geheimrat Tobler sah ihm lächelnd nach.

Einige Minuten später kam Herr Johann Kesselhuth, bereits im Smoking, in die Halle zurück. Er hinkte noch immer ein bißchen.

»Sind Sie mir sehr böse, Herr Geheimrat?« fragte er bekümmert. »Ich hatte Fräulein Hildegard versprochen, jeden Tag über unser Befinden zu berichten. Wer konnte denn ahnen, daß sie hierherkämen? Daran ist aber bloß die Kunkel schuld, dieser Trampel.«

»Schon gut, Johann«, sagte Tobler. »Es ist nicht mehr zu ändern. Wissen Sie schon das Neueste?«

»Ist es etwas mit der Wirtschaftskrise?«

»Nicht direkt, Johann. Nächstens gibt es eine Verlobung.«

»Wollen Sie sich wieder verheiraten, Herr Geheimrat?«

»Nein, Sie alter Esel. Doktor Hagedorn wird sich verloben!«

»Mit wem denn, wenn man fragen darf?«

»Mit Fräulein Hilde Schulze!«

Johann begann wie die aufgehende Sonne zu strahlen.

»Das ist recht«, meinte er. »Da werden wir bald Großvater.«

Nach längerem Suchen fand Hagedorn die Zimmer von Tante Julchen und deren Nichte.

»Das gnädige Fräulein hat einundachtzig«, sagte das Stubenmädchen und knickste.

Er klopfte.

Er hörte Schritte.

»Was gibt's?«

»Ich muß Sie dringend etwas fragen«, sagte er gepreßt.

»Das geht nicht«, antwortete Hildes Stimme. »Ich bin beim Umziehen.«

»Dann spielen wir drei Fragen hinter der Tür«, meinte er.

»Also, schießen Sie los, Herr Doktor!« Sie legte ein Ohr an die Türfüllung, aber sie vernahm nur das laute, aufgeregte Klopfen ihres Herzens. »Wie lautet die erste Frage?«

»Genau wie die zweite«, sagte er.

»Und wie ist die zweite Frage?«

»Genau wie die dritte«, sagte er.

»Und wie heißt die dritte Frage?«

Er räusperte sich. »Haben Sie schon einen Bräutigam, Hilde?«

Sie schwieg lange. Er schloß die Augen. Dann hörte er, es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, die drei Worte:

»Noch nicht, Fritz.«

»Hurra!« rief er, daß es im Korridor widerhallte. Dann rannte er davon.

Die Tür des Nebenzimmers öffnete sich vorsichtig. Tante Julchen spähte aus dem Spalt und murmelte:

»Diese jungen Leute! Wie im Frieden!«

 



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